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Reformationstag ist nicht Anti-Halloween

Plakette gegen Halloween? So wirbt man eher nicht für die eigenen Inhalte.
Plakette gegen Halloween? So wirbt man eher nicht für die eigenen Inhalte.

Ohje. evangelisch.de fordert uns via Facebook dazu auf, mit diesen Schildern zu bekennen, dass wir - weil evangelisch - am Mittwoch NICHT Halloween feiern. Aber sollte man so für die eigenen Überzeugungen werben? Indem man sich von dem Spaß und den Feiern anderer Leute distanziert? Für viele schließen sich Halloween und Reformationstag beim Feiern doch gar nicht aus. Man kann ja zum Beispiel am Nachmittag in den Gottesdienst oder ins Kirchenkonzert gehen und abends zur Halloween-Party.

Klar ist es blöd, dass viele Leute nicht wissen, wozu der Reformationstag gut ist. Aber erklärt man ihnen das, indem man sagt, was es nicht ist? Viel besser wäre doch, mit Inhalten Werbung zu machen, also damit, wofür der Reformationstag steht.

Für die Kraft der Veränderung zum Beispiel: Ecclesia semper reformanda – Die Kirche muss laufend reformiert werden! Diese Botschaft stimmt ja nicht nur für die Kirche, sondern auch für Parteien, für Sportvereine, für Organisationen und Gruppierungen aller Art. Alles verknöchert, wenn man nicht bereit ist, die eingefahrenen Wege auch mal kritisch zu hinterfragen. Am Reformationstag feiern wir das und lassen wir die Angst vor Veränderungen hinter uns.

Außerdem steht der Reformationstag für Pluralität und Vielfalt: Es gibt mehr als nur eine Variante von Kirche. Christentum ist kein Einheitsbrei, es gibt auch viel mehr Konfessionen als nur katholisch und evangelisch. Gerade in Frankfurt, wo es über hundert verschiedene christliche Gemeinschaften gibt! Am Reformationstag feiern wir, dass es möglich ist, als Christinnen und Christen zusammenzugehören, auch wenn sich unsere Riten unterscheiden und wir nicht in jedem Detail dasselbe glaube.

Selbstkritik und Mut zur Veränderung, Freude an Vielfalt und Pluralität – wenn wir den Reformationstag so profilieren könnten, könnte er mit ein paar ausgehöhlten Kürbislampen und Kindern, die Süßigkeiten einsammeln, ja wohl locker mithalten. Auch ohne herumzustänkern.

PS: Beim Reformationsgottesdienst am Mittwoch, 31. Oktober, predigen in Frankfurt der evangelische und der katholische Stadtdekan gemeinsam: um 19 Uhr in der Katharinenkirche an der Hauptwache.


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Antje Schrupp 227 Artikel

Dr. Antje Schrupp ist Chefredakteurin des EFO-Magazins. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com Mastodon: @antjeschrupp@kirche.social

2 Kommentare

31. Oktober 2019 11:40 Jenny Feist

Ich finde es genau richtig, sich als bekennender Christ vom größten satanischen Fest zu distanzieren und somit klare Grenzen zu ziehen! Für mich hat es nichts mit Mut zu tun, einfach alles mitzumachen!

29. März 2023 20:47 Anke Wassermann

Ich denken in dem Artikel wurde Martin Luthers Botschaft aber ganz falsch verstanden. Nicht Vielfalt war das, was er erreichen wollte, sondern er wollte das richtig stellen, was von der Kirche falsch verkündigt wurde. Hin zur frohen und befreienden Botschaft der Bibel und weg von der Ansicht, dass man sich Gottes Liebe und Vergebung erkaufen und verdienen kann, ... Martin wollte keine neue Kirche, sondern die bestehende reformieren! Ich würde dieses Plakat auch aufhängen - nicht weil ich stänkern will, sondern weil ich somit erkläre, dass ich einen Grund habe bei Halloween nicht mitzumachen.

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