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125 Jahre Luthergemeinde im Nordend

Vor 125 Jahren wurde auf der "Bornheimer Heide" rund um den heutigen Martin-Luther-Platz eine neue Kirchengemeinde gegründet. Sie lag allerdings schon damals nicht in Bornheim, sondern im Nordend.

Innenansicht der Lutherkirche aus dem Jahr 1892.
Innenansicht der Lutherkirche aus dem Jahr 1892.

August Cordes war ein Mann mit Schwung. Der Pfarrer machte sich vor 125 Jahren einen Namen, als er in der „Bornheimer Heide“ eine neue evangelische Kirchengemeinde aufbaute, die Luthergemeinde. In Wahrheit war die Gegend zwischen Alleenring und Wallanlage auch damals nicht Bornheim. Um ein „Niemandsland“ handelte es sich vielmehr, in dem sich Kleingewerbetreibende, Handwerker, Beamte und Pensionäre ansiedelten. 

In einem Rückblick schreibt Cordes, das heute offiziell zum Nordend gehörende Quartier sei vor allem vom „unteren Mittelstand“ bezogen worden. Investoren errichteten mehrstöckige Häuser, unten Schaufenster, oben Wohnungen, erzählt Pfarrer Hans Reiner Haberstock, der heute zusammen mit seiner Kollegin Melanie Lohwasser die Luthergemeinde betreut.

Frankfurt war Ende des 19. Jahrhunderts am Wachsen: Vereine gründeten Kirchen wie die Christuskirche am Beethovenplatz oder die Immanuelskirche (heute Epihaniaskirche) am Oederweg. Das Evangelisch-lutherische Predigerministerium, damals die offizielle Vertretung der lutherischen Kirche in Frankfurt, entschied sich, in dem neu entstehenden Wohngebiet in Nähe der Berger Straße für die zunehmende Bevölkerung eine Kirchengemeinde zu gründen, die Luthergemeinde. Es fanden sich auch prominente Unterstützer, etwa aus der Familie von Bethmann.

Bis heute prägen Mehrfamilienhäuser aus der Jahrhundertwendezeit die Straßenzüge rund um den Martin-Luther-Platz. Inzwischen wurde jedoch viel modernisiert, Hinterhöfe sind zu begehrtem Bauland geworden, das Nordend wandelte sich zu einem der beliebtesten Wohnviertel der Stadt. Insbesondere junge Familien siedeln sich gerne hier an.

Für sie bietet die Luthergemeinde ein umfangreiches Kinder- und Jugendmusikprogramm unter der Leitung der Kirchenmusikerin Elke Katscher-Reulein, die aber auch für Erwachsene umfangreiche Angebote macht. In den neunziger Jahren habe der Chor 30 bis 35 Mitglieder gezählt, heute sei er auf 70 bis 80 Stimmen angewachsen, sagt Haberstock. Nicht alle Chormitglieder hätten eine enge Bindung an die Kirche. Bei den Probewochenenden stelle er aber immer auch den theologischen Hintergrund der geprobten Werke vor und merke, dass das die Leute durchaus interessiert. Für ihn als Pfarrer sei das Theologische wichtig, der Gottesdienst bilde das zentrale Element des Gemeindelebens.

Der Kindergarten, die sozialdiakonische Arbeit der Hilfe im Nordend, die von Kirchenvorstandsmitglied Yvonne Weichert organisierte Hausaufgabenbetreuung für Flüchtlinge – all das zählt der 60 Jahre alte Pfarrer zum Profil der Gemeinde. Der 2004 fertiggestellte Glasanbau direkt an der Kirche, in dem das Gemeindehaus seinen Platz gefunden hat, ist wochentags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Die andere Pfarrerin der Gemeinde, Melanie Lohwasser, ist mit halber Stelle für die Gemeinde zuständig (mit der anderen halben Stelle ist sie in der Altenpflegeeinrichtung Budgeheim tätig) kümmert sich neben den Gottesdiensten vor allem um den ehrenamtlichen Besuchsdienstkreis.

Auf die Menschen zugehen, einladen, dass passt auch zu dem Ansinnen von Cordes, der vor seiner Zeit in Frankfurt unter anderem in Hamburg und in den Vereinigten Staaten tätig war und nach seiner Arbeit in der Lutherkirche von 1912 an Superintendent in Leipzig und damit Pfarrer an der berühmten Thomaskirche war, in der einst Johann Sebastian Bach wirkte. Früh gab es unter Cordes Ägide in der Luthergemeinde ein Gemeindehaus, viele Vereine und Gruppierungen zählten zum kirchlichen Leben, einer der ersten Gemeindebriefe Deutschlands wurde herausgebracht. Und gefeiert wurde viel. Ein Höhepunkt im Kirchenjahr war das Kirchweihfest, immer rund um den 10. September. So auch zum 125.

Das Jubiläumsprogramm
Mit dem Programm zum Tag des offenen Denkmals beginnt am Sonntag, 9. September 2018, auch das Festprogramm zum Jubiläum „125 Jahre Luthergemeinde“. Um 14 Uhr und um 16 Uhr gibt es eine jeweils Führung durch die Lutherkirche mit anschließendem Kurzvortrag eingeladen, beim 16-Uhr-Rundgang mit dem Städtebauer und Historiker Björn Wissenbach.

Pfarrer Hans Reiner Haberstock unternimmt am Freitag, 14. September 2018, 19.30 Uhr, in der Luthergemeinde, Martin-Luther-Platz 1, einen historischen Rückblick mit Bildern und Zeitdokumenten aus dem Archiv der Luthergemeinde bis zur Gegenwart.

Am Sonntag, 16. September, steht die Feier des Kirchweihjubiläums an: Es beginnt um 10.30 Uhr mit einem Festgottesdienst mit Jubiläumskonfirmation. Die Lutherkantorei unter der Leitung von Elke Katscher-Reulein sorgt für den musikalischen Rahmen, Haberstock hält die Predigt und Lohwasser übernimmt die Liturgie. Zum Einstieg singen die Jungen und Mädchen aus dem Kindergarten ein „Ständchen“ für die Jubiläumsgemeinde, anschließend wechseln die Kinder zu einem Jubiläums-Kindergottesdienst in den Lutherkindergarten. Im Anschluss an den Gottesdienst wird zu einem kleinen Festempfang in das Foyer eingeladen. Bis 15.45 Uhr ist bei Kaffee und Kuchen Zeit für Gespräche und Erinnerungen. Um 16 Uhr beginnt eine Abendmahlsfeier in der Lutherkirche, mit ihr schließt die Jubiläumsfeier.


Autorin

Bettina Behler 296 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach

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