Gott & Glauben

Häresie-Check: Dürfen Evangelische an Wiedergeburt glauben?

An Ostern feiern Christinnen und Christen die Auferstehung der Toten. Wie unterscheidet sich das vom Glauben an eine Wiedergeburt? Ziemlich!


Wilfried Steller ist Pfarrer im Ruhestand und theologischer Kolumnist für das EFO-Magazin. Foto: Tamara Jung
Wilfried Steller ist Pfarrer im Ruhestand und theologischer Kolumnist für das EFO-Magazin. Foto: Tamara Jung

Für den Apostel Paulus ist die Auferstehung eine Verwandlung, ähnlich wie die von der Raupe zum Schmetterling. Sie gehört nicht automatisch zum Menschsein: Jesus war der Erste, der auf diese Weise vom Tod zum Leben durchgedrungen ist. Seine Auferstehung gilt als göttliche Bestätigung seiner Botschaft. 

So wie er werden auch die Gläubigen nach ihrem Tod hinüber in ein unbegrenztes Leben gehen. Im Diesseits mit seiner unumgänglichen Beimischung von Leid, Versagen, Angst und Hinfälligkeit habe ich also die Aussicht, heil zu werden. Ich kann hoffen, dass das nicht Gelebte, Verpasste und Unabgeschlossene Erfüllung finden wird. Ich muss mich dafür nicht einmal durch gute Werke qualifizieren: Es reicht, mich als Gottes Kind zu fühlen. In der von Gott geschenkten Liebe habe ich die Zusage des ewigen Lebens bereits in der Tasche.

Reinkarnation, so wie sie im Hinduismus und Buddhismus verstanden wird, bedeutet, dass sich die Seele nach dem Tod in einem anderen Wesen erneut verkörpert, und das immer wieder. Diese Reise der Seele von einem Leben zum andern hat auf den ersten Blick etwas von einem Abenteuer. Auf den zweiten stellt sich aber die Frage, ob ich mich in diesem Leben für eine Wiedergeburt ein Level weiter oben qualifiziere, oder ob ich etliche nach unten falle. 

Im Buddhismus entscheidet das Karma über meine nächste Existenz. Es ist eine Art Produkt meiner Taten, meines Handelns, meines Wirkens, meiner Gedanken und Worte. Klar ist: Ein Leben ohne Leid wird auch das nächste nicht sein. Ich muss vielmehr danach streben, aus diesem ewigen Kreislauf des Werdens und Vergehens herauszukommen. Ins Nirwana zu gelangen, das von allen Anhaftungen des natürlichen Lebens befreit ist und als Glückseligkeit beschrieben wird. Aber das gelingt nur ganz wenigen. 

Wenn ich ehrlich bin: Für meine arme Seele wäre das ein viel zu langer Weg. Ich bin froh, dass Gott, so wie ich als Christ es glaube, mir mein „Karma“ abnimmt. Weil es ihm nicht um meine Taten geht, sondern um mich. 


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Wilfried Steller 51 Artikel

Wilfried Steller ist Theologischer Redakteur von "Evangelisches Frankfurt und Offenbach" und Pfarrer in Frankfurt-Fechenheim.

1 Kommentar

21. September 2023 11:07 axeschro

Lieber Herr Steller, grundsätzlich kein Widerspruch weil ich mich als Christ verstehe. Aber den Begriff 'Seele' gibt es - auch im übertragenen Sinn - im Buddhismus nicht und die scheinbar jederfrau und - mann bekannten Konstrukte sind deutlich komplexer als es im Alltagssprachgebrauch erscheint. Daher wird leider das gesamte Konstrukt der Reinkarnation und des Karma ebenfalls nicht korrekt dargestellt - vor allem im Hinblick auf die Frage irgendeiner 'Schuld' und deren vermeintlichen Einfluss auf die Art der Wiedergeburt. Im Übrigen spielten Reeinkarnation und Karma in der ursprünglich mündlich überlieferten Kunde des Buddha gar keine Rolle. Diese Konstrukte sind - ähnlich wie bei den Versuchen, christlichen Glauben Römern, Heiden und anderen ' Gläubigen' nahezubringen - erst im Versuch Naturreligionen ( z.B. Böhn in Tibet), Hindus und andere Gläubige ' in den Buddhismus einzubinden, bedeutsam geworden. Letztlich bleibts wohl doch Glaubenssache und ich hege für beide Auslegungen Sympathien - auch als Christ.

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