Gott & Glauben

Ein Grab für Miezi? Tiere brauchen keine Religion.

Wenn liebgewordene Haustiere gestorben sind, widerstrebt es vielen, sie einfach im Müll zu entsorgen oder in der Tierkörperverwertung landen zu lassen. Der Gedanke liegt nahe, das Tier an einem schönen Plätzchen, womöglich unter einem Holzkreuz, zu bestatten. Mit kirchlichem Beistand?

Kirchgang mit Hund: Hier bei einer Andacht für Mensch und Tier vor der Wartburgkirche in Bornheim. Foto: Rolf Oeser
Kirchgang mit Hund: Hier bei einer Andacht für Mensch und Tier vor der Wartburgkirche in Bornheim. Foto: Rolf Oeser

Manches spricht auf den ersten Blick dafür: Wenn Menschen christlich bestattet werden, warum nicht auch ein Haustier, mit dem man viele Jahre zusammengelebt hat – oft selbstverständlicher als mit einem Menschen? Für viele war das Haustier ein wirklich guter „Freund” in der Einsamkeit. Und ist Gott nicht der Schöpfer auch der Tiere? Die Vorstellung ist schön, dass Struppi jetzt zu Gott zurückkehrt und man eines Tages wieder mit ihm vereint ist.

Jens Feld, Oberkirchenrat in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und selbst ein großer Tierfreund, hat Verständnis für diesen Wunsch. Er hat überlegt, wie eine kirchlich begleitete Tierbestattung ablaufen könnte: Eine Rede gehöre dazu, aber sie dürfe nicht zu lang und nicht kitschig sein. Auf Orgelspiel und Vaterunser solle man verzichten, „da es vom verstorbenen Tier zu Lebzeiten weder verstanden noch mitgesprochen werden konnte“.

Feld stellt klar, dass nicht die Tiere, wohl aber die Menschen eine christliche Begleitung in der Trauer benötigten, und er macht auch Unterschiede, bei welchen Tieren eine christliche Bestattung angezeigt sei: nur bei denen, die eine Beziehung zum Menschen aufbauen könnten und ein Bewusstsein und eine Seele hätten. Ein Hund könne also christlich bestattet werden, nicht jedoch eine Heuschrecke.

Gegen die „Vermenschlichung“ von Haustieren hat sich hingegen der Mainzer Theologieprofessor Kristian Fechtner ausgesprochen. Ein verstorbenes Kaninchen im Garten zu begraben, sei in Ordnung – aber ohne religiösen Ritus. Auch Christine Noschka, Oberkirchenrätin und Mitglied der Kirchenleitung, lehnt religiöse Bestattungen für Tiere ab: „Nach christlichem Verständnis kommt nur dem Menschen Person-Sein zu. Das unterscheidet den Menschen grundlegend vom Tier. Eine liturgisch gestaltete Bestattung würde diese Differenz verwischen.” In diesem Sinne plädiert Noschka dafür, Menschen seelsorgerlich zu begleiten, die um ein geliebtes Haustier trauern, ihnen zugleich aber zu vermitteln, den Unterschied zwischen Mensch und Tier zu respektieren.

Biologen ziehen zwar keine klare Grenze mehr zwischen Mensch und Tier. Theologinnen fragen jedoch, ob christliche Rituale, die von der Erlösungsbedürftigkeit des Menschen ausgehen, auch auf Tiere anwendbar seien. Die meisten kommen zu dem Schluss: Nein. Denn wer nicht sündigen kann, braucht auch keine Sündenvergebung.


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Wilfried Steller 51 Artikel

Wilfried Steller ist Theologischer Redakteur von "Evangelisches Frankfurt und Offenbach" und Pfarrer in Frankfurt-Fechenheim.