Leben & Alltag

Neues Wohnprojekt der Diakonie für Frauen in Not

Eingezogen sind die ersten Bewohnerinnen bereits im Juli. Jetzt wurde das neue Projekt „Hannah – Wohnen für Frauen“ des Diakonischen Werkes für Frankfurt offiziell eröffnet. Es bietet eine Unterkunft für wohnsitzlose Frauen in 20 Appartements und 10 Not-Zimmern.

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Foto: Ben White | Bild: https://unsplash.com

Bilder von Bergseen und Sonnenaufgang über dem Meer, helle Räume, schlichte Holzmöbel, frische Farben – die 20 Einzelappartements und 10 Not-Zimmer der Übergangsunterkunft „Hannah“ für Frauen strahlen Freundlichkeit und Ruhe aus. Vor knapp zwei Monaten wurden die Räumlichkeiten in der Kurt-Schuhmacher-Straße in Betrieb genommen, „fast von Anfang an waren wir ausgebucht“, so die Leiterin der Unterkunft, Katrin Mönnighoff, die zuvor elf Jahre in der Übergangsunterkunft „Haus Lilith“ am Alfred-Brehm-Platz tätig war.

Dort im Ostend gibt es schon seit langem eine Übergangsunterkunft für wohnsitzlose Frauen, aber der Bedarf ist viel größer. In vielem war das Haus Lilith Vorbild, manches ist im Haus Hannah anders. So haben die neuen Einzelappartements jeweils eine eigene Kochzeile und ein eigenes Bad, die Bewohnerinnen haben eigene Schlüssel und eigene Briefkästen. Bis zu zwei Jahren finden hier Frauen, die ihre Wohnung verloren haben, die oftmals bereits in bedrohlichen Abhängigkeiten oder auf der Straße gelebt haben, ein Dach über dem Kopf und wieder Boden unter den Füßen.

Mit 13 Mitarbeiterinnen, von der Reinigungskraft über die Verwaltungsangestellte bis zur Sozialarbeiterin, betreut und berät die Diakonie die Frauen rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr. Zielgruppe sind wohnsitzlose Frauen ab 18 Jahren, die Unterbringung gemeinsam mit Kindern ist nicht vorgesehen. Drogen und Alkohol in der Unterkunft sind verboten, es gibt Besuchszeiten für Frauen und Besuchszeiten für Männer. Je nach finanzieller Situation müssen die Bewohnerinnen einen Beitrag zu den Kosten leisten, Bezieherinnen von Arbeitslosengeld II etwa zahlen 90 Euro im Monat.

Ziel aller Angebote ist immer die Stärkung der Eigenverantwortung und die Rückkehr in eine eigene Wohnung, ein selbstbestimmtes Leben. „Frauen sind anders obdachlos als Männer“ – dieser Satz fällt in mehreren der Grußworte zur Einweihung der Unterkunft am vergangenen Freitag. Frauen, die vor einer Zwangsverheiratung fliehen, die durch das Zerbrechen einer Beziehung, Verlust des Arbeitsplatzes, Überschuldung oder Zwangsräumung ihre Wohnung verloren haben – viele scheuten sich, sich ihre Situation einzugestehen, hätten Angst vor der Einsamkeit, könnten auf der Straße nur schwer überleben. „Sie gehen dann eher eine ungute, auf Abhängigkeit beruhende Beziehung ein, bevor sie auf der Straße leben, und haben meist schon viel hinter sich, bis sie zu uns kommen“, so Sozialarbeiterin Mönnighoff.

„Es verlangt viel Mut, sich als obdachlos zu outen, sich hier zu melden“, so Sozialstadträtin Daniela Birkenfeld. Wohnraum in Frankfurt ist knapp und teuer, von den rund 8000 registrierten Wohnungslosen sind etwa ein Drittel Frauen. „Der Bedarf für Angebote wie dieses ist hoch und er wächst stetig“, so der evangelische Stadtdekan Achim Knecht. Täglich müssen Katrin Mönnighoff und ihre Mitarbeiterinnen Frauen abweisen. Findet eine im Haus Hannah einen Platz, wird ihr vom ersten Tag an bei Verwaltungsaufgaben und Anträgen geholfen, sie bekommt Beratung bei finanziellen und psycho-sozialen Problemen, Hilfe bei der Suche nach einem Arbeitsplatz und einer neuen Wohnung.

„Die Frauen sollen wieder in Würde ein eigenständiges Leben führen können“, betont Karl Heinz Schön, Fachbereichsleiter beim Landeswohlfahrtsverband Hessen, der die Kosten für die 20 Einzelappartements trägt. Der Bereich der 10 Notbetten wird von der Stadt Frankfurt finanziert. Mit 100.000 Euro fördert die Deutsche Fernsehlotterie die Einrichtung, 20.000 Euro gab die Johann Wilhelm Schreiber-Stiftung, 10.000 Euro die Diakonie Stiftung Frankfurt.


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Autorin

Stefanie von Stechow ist Mutter von vier Kindern und freie Journalistin. Sie schreibt über Themen aus Familie, Bildung und Gesellschaft.

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